25.01.13: Appell an Europäische Regierungen und EU-Institutionen: Geriatrische Fachgesellschaften fordern hochwertige Palliativversorgung für ältere Menschen
Führende Europäische Geriatervereinigungen haben bei einem Treffen eine hochwertige Palliativversorgung für ältere Menschen gefordert. „Alte Menschen erhalten in ihrem letzten Lebensabschnitt vor dem Tod viel zu oft unnötige Untersuchungen und Behandlungen. Gleichzeitig fehlt es häufig an der effektiven Behandlung von Schmerzen, Luftnot, Depression, Müdigkeit und Schwäche“. Dies erklärte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Prof. Dr. med. Ralf-Joachim Schulz aus Köln, nach einem Treffen der European Union Geriatric Medicine Society (EUGMS) mit der European Association for Palliative Care (EAPC) und der Fondazione Maruzza Lefebvre D’Ovidio Onlus am 23. Januar 2013.
Schulz kritisierte, die oftmals unzureichende Versorgung nehme den Patienten Lebensqualität und Würde. „Eine hochwertige Palliativversorgung für ältere Menschen und eine enge Zusammenarbeit zwischen geriatrischen und interdisziplinären Palliativteams könnte die Bedürfnisse dieser Patienten besser berücksichtigen und gleichzeitig Kosten sparen“, so der DGG-Präsident.
„Mit der Etablierung der Arbeitsgruppe Palliativmedizin hat die DGG eine Initiative gestartet, um die Situation geriatrischer Palliativpatienten im ambulanten und stationären Bereich zu verbessern“, sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Palliativmedizin, Priv.-Doz. Dr. med. Mathias Pfisterer. An verschiedenen Orten, beispielsweise München, Heidelberg, Hamburg und Darmstadt, sei es bereits gelungen, geriatrische und palliativmedizinische Kompetenz zu bündeln und spezifische Angebote der palliativen Geriatrie zu etablieren.
Sechs Forderungen zur Palliativmedizin an die Europäischen Regierungen und die EU-Institutionen
Die Fachgesellschaften EUGMS und EAPC haben sechs Forderungen an die Europäischen Regierungen und die EU-Institutionen formuliert, die die DGG unterstützt.
Als erstes gelte es zu erkennen, dass ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen ein Anrecht auf die bestmögliche Palliativversorgung haben. Die Institutionen der EU sollten eine Strategie zur Palliativversorgung vorgeben, die ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen mit berücksichtigt. Dies solle mit höchster Priorität in die nationalen Gesundheitspläne aufgenommen werden. Des Weiteren sollten nach Ansicht der Geriatervereinigungen die Institutionen der EU ältere Menschen und ihre Familien stärken und die öffentliche Wahrnehmung der Palliativversorgung in der Gesellschaft fördern.
Zudem sollten die Institutionen der EU die Kooperation zwischen Geriatrie und Palliativmedizin fördern, um Synergien zu entwickeln, und einen Plan zur Entwicklung von Bereichen mit gemeinsamen Interessen erarbeiten. Des Weiteren fordern die Vereinigungen, dass die Institutionen der EU empfehlen sollten, dass alle in der Versorgung der älteren Menschen und ihrer Familien beteiligten Mitarbeiter im Gesundheitswesen über Grundkompetenzen in der Palliativversorgung verfügen. Diese Kompetenzen sollten nach Ansicht der Fachleute in die Ausbildung, als Teil der Weiterbildung und in die kontinuierliche Fortbildung integriert werden.
Mit Blick auf Investitionen in die Forschung heißt es, die Institutionen der EU sollten die Möglichkeiten und die Förderung von Forschung in der Palliativversorgung verbessern. Dazu sollte die Einbindung der Betroffenen und der Öffentlichkeit in die Forschung gefördert werden. Die Implementierung der Forschungsergebnisse in die Praxis solle dabei ein wesentliches Ergebnis sein.
Als letzten Punkt fordern die Geriatrischen Fachgesellschaften, eine EU-Plattform für Austausch, Vergleich und Benchmarking der besten Praxis zwischen den Mitgliedstaaten zu etablieren.