11.02.13: Tag der Kinderhospizarbeit am 10. Februar: Kinder und Jugendliche mit Sterben und Tod nicht alleine lassen
Neue Beratungsstelle und Online-Portal für bundesweite Kinderhospizangebote starten
Am 10. Februar findet alljährlich seit 2006 der „Tag der Kinderhospizarbeit“ statt. An diesem Tag machen betroffene Familien, Initiativen, ambulante und stationäre Kinderhospize die Bevölkerung durch Aktionen bundesweit auf die Situation lebensverkürzend erkrankter Kinder und deren Familien aufmerksam. Dabei steht die wertvolle Arbeit der Kinderhospize im Mittelpunkt.
Ein wichtiges Ziel ist es, das Thema Tod und Sterben von Kindern zu enttabuisieren. Der Tag der Kinderhospizarbeit soll Menschen dazu motivieren, sich mit erkrankten Kindern und deren Familien zu solidarisieren und sie für ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich gewinnen. Nicht zuletzt dient dieser Aktionstag auch dazu, den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren engagierten Einsatz „Danke“ zu sagen.
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) rief dazu auf Kinder und Jugendliche mit Sterben und Tod nicht alleine lassen. „Der Tod macht vor den Kindern und Jugendlichen nicht halt – sei es weil sie selbst schwer erkranken oder weil eine ihnen nahestehende Person stirbt. Als Gesellschaft müssen wir den Kindern und Jugendlichen Unterstützung und Antworten bieten, damit sie und ihre Familien solche schwierigen Situationen bewältigen können“, erklärte Marlene Rupprecht, MdB, Vorstandsvorsitzende des DHPV, in einer Presseaussendung. „Kinder und Jugendliche müssen die Erfahrungen machen, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten wahrgenommen werden und dass ihnen Menschen mitfühlend zur Seite stehen. Die Kinderhospizarbeit hat in Deutschland in diesem Bereich seit über 20 Jahren eine beachtliche Aufbauarbeit geleistet“, so Rupprecht.
11 stationäre Kinderhospize, 102 ambulante Kinderhospizdienste und große Zahl Ehrenamtlicher
Laut DHPV gibt es in Deutschland heute 11 stationäre Kinderhospize, 102 ambulante Kinderhospizdienste und eine große Zahl Ehrenamtlicher, die sich hier engagieren. Zentrale Aufgabe der Einrichtungen ist die Unterstützung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen mit lebensverkürzenden Erkrankungen und ihrer Familien. Hinzu kommt die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die den Verlust ihnen nahestehender Personen erfahren, und zunehmend auch die Beratung zahlreicher Einrichtungen wie bspw. Schulen, in denen dieses Thema präsent ist und die den Austausch suchen.
„Wir müssen in der Hospiz- und Palliativarbeit die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Belange und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen gemeinsam vorantreiben“, so Marcel Globisch, Vorstandsmitglied des DHPV und Vertreter des Deutschen Kinderhospizvereins, Dachverband der Kinderhospizarbeit und zugleich Mitglied im DHPV. Er machte damit deutlich, dass sich die Kinderhospizarbeit als Teil der Hospiz- und Palliativarbeit insgesamt versteht.
Neue Beratungsstelle und Online-Portal für bundesweite Kinderhospizangebote starten
Anläßlich des Tages der Kinderhospizarbeit eröffnet der Deutsche Kinderhospizverein e.V. aus Olpe eine Beratungsstelle für bestehende und geplante Kinderhospizangebote in Deutschland. Die Anfragen von Interessierten hätten in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so dass man sich zu diesem Angebot entschieden habe, teilte der Verein mit.
Die Projektstelle „Beratung Externe“ richte sich an Menschen, die neue ambulante Kinderhospizdienste auf den Weg bringen wollen. Zudem biete man bestehenden ambulanten Kinderhospizdiensten und Initiativen bei fachlichen und inhaltlichen Fragen Unterstützung an. Ein weiteres Ziel ist es, Familien mit einem lebensverkürzend erkrankten Kind über ein Onlineportal schnell und unkompliziert lokale Kinderhospizangebote aufzuzeigen, so dass Familien mit einem Mausklick regionale Angebote finden.
Die Beratungsstelle wird von der „Aktion Mensch“ gefördert, steht ab 15. Februar zur Verfügung und ist per Mail unter beratung(at)deutscher-kinderhospizverein.de erreichbar. Ansprechpartner sind Marcel Globisch und Sandra Schopen. Weitere ausführliche Informationen gibt es unter http://www.deutscher-kinderhospizverein.de
Unterstützung der Kinderkommission des Deutschen Bundestages
Wie die Kinderkommission des Deutschen Bundestages am 08.02.13 mitteilte, leben in Deutschland circa 22.600 Kinder, die an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden. Viele von ihnen werden zusammen mit ihren Familien von ambulanten oder stationären Kinderhospizen auf ihrem Weg begleitet. Die Kinderkommission unterstützt daher die Kinderhospize in Deutschland. So habe sie sich in der Vergangenheit etwa erfolgreich dafür engagiert, dass die finanziellen Bedingungen für die Familien verbessert wurden.
„Kinderhospize leisten eine enorme Entlastung für Familien mit unheilbar erkrankten Kindern. Durch die oft über Jahre andauernde zeitintensive Pflege des kranken Kindes bleibt den Eltern kaum Zeit für Geschwister, für den Beruf, geschweige denn zur eigenen Erholung. Die Unterstützung der Kinderhospize gibt Familien Kraft und ermöglicht ihnen trotz der besonderen Situation ein Stück weit Normalität“, so die Vorsitzende der Kinderkommission, Beate Walter-Rosenheimer. Ein besonderes Anliegen sei es ihr, „nicht nur am Tag der Kinderhospizarbeit, sondern auch im ganzen restlichen Jahr mit dem Thema todkranke Kinder offen umzugehen und somit sowohl finanzielle als auch ehrenamtliche Unterstützung besser erreichen zu können.“
Krankheit und Tod von Kindern zum Schulthema machen
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, hatte dazu aufgerufen, sich mehr mit dem Thema Krankheit und Tod von Kindern auseinanderzusetzen. Er forderte dazu auf, auch in Schulen über die Themen zu sprechen und kranke Kinder nicht aus Angst auszuschließen. „Gerade in Schulen können die Themen Tod und Sterben enttabuisiert werden. Zur inklusiven Schule gehört es, dass Lehrer und Schüler sich nicht vor dem Thema fürchten. Dazu müssen Lehrerinnen und Lehrer selbst vorbereitet sein“, so Hüppe in einer Pressemitteilung.
Geeignete Konzepte für die Aus- und Fortbildung der Pädagogen seien dafür eine wichtige Voraussetzung. „Kinder haben viele Fragen und wissen, ebenso wie viele Eltern, oft nicht, wie sie mit schwer kranken Mitschülern umgehen sollen. Für die betroffenen Kinder ist es wichtig, in der Schule nicht auf Ablehnung zu stoßen“, mahnte er.