01.02.13: Nationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: Behindertenbeauftragter erinnert an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, hat am 30. Januar 2013 mit einer Gedenkfeier und einer Kranzniederlegung in der Tiergartenstraße 4 in Berlin der Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen gedacht. Anlässlich des nationalen Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte Hüppe mit der Gedenkfeier an die „Aktion T4“, die in der Tiergartenstraße 4 ihren Anfang nahm. Hier wurde das NS-Vernichtungsprogramm an behinderten und psychisch erkrankten Menschen geplant und organisiert.
„Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen waren die ersten Opfer der rassistischen Nazi-Ideologie, das wird oft vergessen. Europaweit mussten etwa 300.000 Kinder, Frauen und Männer sterben. Wenn sich eines in das kollektive Bewusstsein der Deutschen nach den nationalsozialistischen Gräueltaten eingegraben hat, dann das „Nie wieder!“ Nie wieder sollte eine Ideologie Raum greifen, die Menschen nach lebensunwert und lebenswert unterscheidet und nach ihrer vermeintlichen Nützlichkeit aussortiert“, erklärte der Behindertenbeauftragte in einer Presseaussendung.
Massenmorde und Zwangssterilisationen in Kliniken und Geburtsstationen
Den Anfang nahmen die Massenmorde und Zwangssterilisationen in Kliniken und Geburtsstationen. Seit dem 18. August 1939 waren Ärzte und Hebammen aufgerufen, Neugeborene, Kleinkinder und später auch ältere Kinder mit Behinderung den zuständigen Gesundheitsämtern zu melden. Die nach der Nazi-Ideologie lebensunwerten Kinder wurden in Anstalten geschickt und verhungerten dort oder sie wurden langsam vergiftet. Im Oktober 1939 wurde das Tötungsprogramm auf Erwachsene erweitert.
Mit der Gedenkveranstaltung soll die Erinnerung für kommende Generationen wach bleiben, damit sich derartige Gräueltaten nie wiederholen. Hüppe begrüßte, dass in diesem Jahr in der Tiergartenstraße 4 eine Gedenk- und Informationsstätte entstehen soll, ein Gestaltungskonzept steht bereits fest. Der geplanten Gedenk- und Informationsstätte liegt ein Beschluss des Deutschen Bundestages vom 10. November 2011 zugrunde.
Umfangreiche Hintergrundinformationen zum Thema NS-Euthanasie liefert die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten aus Berlin.