26.08.11: Orientierungshilfe jetzt auf Deutsch erschienen: Evangelische Kirchen in Europa äußern sich zu Sterbehilfe

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat am 16.05.2011 eine Orientierungshilfe zu Fragen am Lebensende veröffentlicht. Seit 25. August 2011 liegt die Orientierungshilfe „A time to live and a time to die“ auch auf Deutsch und Französisch vor.

Die 108 Seiten starke Broschüre bietet eine Orientierungshilfe zur Sterbehilfe und zur Beihilfe zum Suizid. Sie ist laut Pressemitteilung der Herausgeber das Ergebnis eines intensiven Konsultationsprozesses der 105 GEKE-Kirchen in 30 Ländern. Grun war ein Text des Fachkreises Ethik der GEKE. Mit dem aktuellen Dokument bringen die evangelischen Kirchen in Europa erstmals gemeinsam ihre Position in die Diskussionen um einen würdigen Umgang mit dem Lebensende ein.

„Es ist eine Stärke des Protestantismus in Europa, Differenzen ernst zu nehmen und zu Wort kommen zu lassen“, erklärte GEKE-Präsident Thomas Wipf zur Broschüre. „Das Dokument nimmt drängende Fragen auf und ermutigt die Kirchen, sich des Themas in ihrem Kontext intensiver anzunehmen“, so Wipf. Die Orientierungshilfe, die zunächst in englischer Sprache und nun als deutsche und französische Version erschienen ist, erörtert grundlegende Fragen des Sterbens im gesellschaftlichen, klinischen und juristischen Kontext.

Aus theologischer und ethischer Sicht wird gefragt: „Was ist das menschliche Leben? Worin liegt unsere moralische Verantwortung? Wie sensibel sind wir gegenüber dem Willen des Patienten?“ Dabei greift die Orientierungshilfe die zentralen medizinethischen Fragestellungen auf, etwa das Aussetzen lebensverlängernder Maßnahmen, die Palliativpflege, die Sterbehilfe und die Suizidhilfe.

GEKE-Kirchen für den Schutz der Menschenrechte von Sterbenden und Sterbenskranken

Die GEKE-Kirchen setzen sich für den Schutz der Menschenrechte von Sterbenden und Sterbenskranken ein. Dies schließe das Recht auf ein Leben bis zum Ende und das Recht auf einen Behandlungsverzicht ein. Gleichzeitig wenden sich die Kirchen mit Blick auf aktuelle Debatten dagegen, das Prinzip der Autonomie gegen die Solidarität, Empathie und Sorge für die Kranken und Sterbenden auszuspielen. Sie wenden sich gegen eine theologisch-ethische Rechtfertigung von Sterbehilfe und Beihilfe zur Selbsttötung. Zugleich nehmen die Kirchen den Wandel der gesellschaftlichen Haltung gegenüber bestimmten Formen der Sterbehilfe und der Suizidhilfe wahr.

Das Papier betont die Notwendigkeit, die sozialen, medizinischen und pflegerischen Rahmenbedingungen für ein würdiges Leben und Sterben zu verbessern. Dazu gehören nach Ansicht der Verfasser ein Auf- und Ausbau von Hospizeinrichtungen und die Förderung der Palliativpflege in Theorie und Praxis. Kirchliches Handeln orientiere sich an der Sorge um den Menschen. Die Orientierungshilfe ruft dazu auf, den Schutz des Lebens einzufordern, sich für würdige Bedingungen zum Leben und Sterben in Kliniken und Hospizen einzusetzen.

Auf der ergänzend zur Broschüre veröffentlichten Internetseite www.atimetolive.eu führen neben der Publikation Texte aus verschiedenen Ländern und Kontexten in das Thema ein. Die Besucher sind eingeladen, aktiv mitzudiskutieren und zu kommentieren.
Anmerkung 21.05.2017: Link wurde entfernt, denn die Webseite ist leider an Dritte übergangen und damit wertlos.

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