11.09.11: Weltsuizidpräventionstag am 10. September: Steigende Suizidzahlen bei den über 60-Jährigen
Anlässlich des Weltsuizidpräventionstags am 10. September 2011 hat die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung auf die steigende Zahl der Suizide bei über 60-Jährigen hingewiesen. Im vergangenen Jahr haben sich laut der Organisation 9.616 Menschen in Deutschland das Leben genommen, darunter dreimal so viele Männer wie Frauen. Von den Menschen, die sich selbst getötet haben, waren 40 Prozent über 60 Jahre alt – Tendenz in dieser Altersgruppe steigend. Dabei betrage der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung nur 26 Prozent, heißt es in einer Presseaussendung vom 09.09.11 weiter.
„Die Menschen haben Angst davor, abhängig zu werden. Sie haben Angst vor schlechter Pflege. Sie sind einsam und sie leiden unter Depressionen“, erklärte der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch zu den Hintergründen der so unterschiedlichen Proportionen.
Laut aktueller R+V-Studie haben 54 Prozent der Deutschen Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden. Bereits 2004 besagten die Ergebnisse einer Berliner Studie, dass die Menschen lieber Suizid begehen, als zum Pflegefall zu werden. „Seitdem hat sich aber nichts geändert. Selbsttötungen bei älteren Menschen sind weiterhin ein Tabuthema. Da ist die Politik gefordert“, meinte Eugen Brysch.
Suizid älterer Menschen darf nicht länger als unausweichlich hingenommen werden
Es fehle an Neurologen und Psychotherapeuten, die sich mit Depressionen im Alter beschäftigen. Nur fünf Prozent der Pflegeheime würden wöchentlich von Neurologen besucht. In 24 Prozent der Heime sei noch nie ein Psychiater im Haus gewesen. „Wir als Patientenschützer fordern ein Strategiepapier, das Bund, Länder und Kommunen zum Handeln zwingt. Suizid älterer Menschen darf nicht länger als unausweichlich hingenommen werden“, erklärte Brysch.
Die Patientenschutzorganisation fordert daher von Bundesgesundheitsminister Bahr ein überzeugendes Konzept, wie in den nächsten zehn Jahren die Suizidrate bei alten Menschen halbiert werden kann. Eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen wie bei der Halbierung der Zahl der Verkehrstoten habe gezeigt, dass dies tatsächlich möglich ist.
Der 10. September als Welt-Suizid-Präventionstag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals 2003 ausgerufen. Seitdem finden jährlich an diesem Tag Veranstaltungen statt, die vorwiegend von Organisationen aus dem Gesundheitsbereich bzw. der Suizidprävention veranstaltet werden. Die WHO begründet die Ausrufung dieses Aktionstages damit, dass Suizid eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt darstelle.