22.07.10: Erster wissenschaftlicher Bericht zu umstrittenen Pflegenoten für Altenheime vorgestellt

Derzeit gibt es zu den umstrittenen Pflegenoten für Heime und ambulante Pflegedienste keine kurzfristig realisierbare Alternative. Sie seien für den Verbraucher „eine gute Orientierung“ über die Leistungsqualität von Heimen und Pflegediensten. Dies geht aus einem nun vorliegenden 332-seitigen wissenschaftlichen Bericht hervor, der am 21. Juli 2010 vorgestellt wurde.

Seit dem vergangenen Jahr gibt es für die rund 22.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland ein einheitliches Bewertungssystem, sogenannte „Pflegenote“, die durch einen „Pflege-TÜV“ erstellt werden. Dieses Benotungssystem wurde im Zuge der Pflegereform eingeführt und soll für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bei der Qualität in den Heimen und bei den ambulanten Pflegediensten sorgen.

Die Überprüfung der Häuser begann im Juli 2009, erste Ergebnisse wurden bereits Mitte Oktober vorgestellt (siehe das Themenspecial vom 02.10.09 unten). Dabei wurden zum Teil gravierende Mängel in der Pflege festgestellt. Dennoch erhielten in der Gesamtnote 70 Prozent der bis dahin geprüften Einrichtungen eine sehr gute bis gute Bewertung. Kritiker sahen ihre Befürchtungen bestätigt und stellten das Bewertungssystem in Frage, da es ein verzehrtes Ergebnis der wirklichen Zustände liefere. Sie forderten daher, das Benotungssystem zu überarbeiten bzw. wieder abzuschaffen.

Der nun vorgelegte wissenschaftliche Abschlussbericht der Evaluation von Frau Prof. Dr. Martina Hasseler, Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, und Frau Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann, Alice-Salomon-Hochschule Berlin, enthält wesentliche Hinweise für die Anwendung sowie für die Weiterentwicklung der Vereinbarungen zu den Pflegenoten.

„Der Bericht zeigt, dass weder national noch international wissenschaftliche Erkenntnisse zu Transparenzsystemen vorliegen, die sich als kurzfristig realisierbare Alternative zu den Pflege-Transparenzvereinbarungen anbieten. Deshalb gibt es ungeachtet des Überarbeitungsbedarfs … derzeit keine Alternative“, so der Beirat und die Wissenschaftlerinnen zur Evaluation der Pflege-Transparenzvereinbarungen. Im Beirat sind u. a. unabhängige Wissenschaftler, Verbraucherschützer, Bundes- und Landesministerien sowie der Deutsche Pflegerat vertreten.

Bericht als konstruktive Grundlage für Weiterentwicklung der Pflegenoten

Die Empfehlungen der Wissenschaftlerinnen seien „eine konstruktive Grundlage“ für die Weiterentwicklung der Transparenzvereinbarungen. Vor diesem Hintergrund rät der Beirat den Vereinbarungspartnern, die Empfehlungen der Wissenschaftlerinnen schrittweise umzusetzen. Wegen der Komplexität erfolge die Umsetzung in kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungsschritten.

Kurzfristig soll z. B. sichergestellt werden, dass immer eine ausreichende Anzahl Pflegebedürftiger in die Prüfung einbezogen wird. Mittelfristig soll beispielsweise auf Basis der zu erwartenden wissenschaftlichen Erkenntnisse die Bewohner- und Kundenzufriedenheit genauer abgebildet werden. Da national und international übertragbare wissenschaftliche Grundlagen fehlen, sei auch ein langfristiger Weiterentwicklungsprozess erforderlich.

Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes nannte das Gutachten ein „gutes Signal für die Transparenz in der Pflegequalität“. Der mit den Pflegenoten eingeschlagene Weg sei der richtige. Er begrüßte insbesondere die Empfehlung der Wissenschaftlerinnen, dass kurzfristig berücksichtigt werden soll, Risikokriterien in die Berechnungssystematik einzubeziehen. „Denn für uns steht fest: Im Sinne der Pflegebedürftigen brauchen wir jetzt eine stärkere Gewichtung von besonders pflegerelevanten Bereichen wie etwa Flüssigkeitsversorgung, Ernährungszustand und Vermeidung von Druckgeschwüren bei der Bereichs- und Gesamtnote“, so Kiefer.

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