05.11.10: Aktion gegen Pflegemisere: Gelbe Karte an die Bundeskanzlerin
Mit einer Pressekonferenz hat der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) am 1. November 2010 in Berlin seine Aktion „Die Gelbe Karte an die Bundeskanzlerin“ gestartet. Auslöser ist die „desolate Situation in vielen Bereichen der Pflege, gekennzeichnet durch Versorgungsdefizite und immensen Arbeitsdruck für immer weniger qualifizierte Mitarbeiter“.
Die daraus resultierende Gefährdung für Patienten und Pflegebedürftige sei hoch, so der DBfK. Der Pflegenotstand sei längst da, die Betroffenen erlebten dies täglich. „Und die Politik schweigt dazu und verliert wertvolle Zeit. Es kann so nicht weitergehen“, sagte DBfK-Präsidentin Gudrun Gille. „Der DBfK ruft deshalb die Öffentlichkeit, betroffene Patienten, Angehörige, Pflegekräfte und besorgte Bürger auf, der Bundeskanzlerin für ihre Gesundheits- und Pflegepolitik jetzt die Gelbe Karte zu zeigen.“
Der DBfK erinnerte daran, das sich Bereits 2005 sich die Bundesregierung mit der „Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“ selbst eine Richtschnur ihrer Politik gegeben und zur Umsetzung verpflichtet hat. Die Charta basiert auf den Grundrechten unseres Grundgesetzes und beinhaltet u.a. in Artikel 2: „Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, vor Gefahren für Leib und Seele geschützt zu werden.“ In Artikel 4 heißt es: „Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.“
Aktion: Gelbe Karte an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Die heutigen Rahmenbedingungen in allen Bereichen der Pflege zeigen nach Ansicht des Berufsverbandes gerade das Gegenteil. Einerseits würden Unsummen durch Über- und Fehlversorgung im Gesundheitssystem vergeudet. Auf der anderen Seite werde ohne Augenmaß an der Pflege gespart. Die Folgen für schlecht versorgte hilfebedürftige Menschen durch erschöpfte, ausgebrannte Pflegekräfte seien inzwischen ganz offensichtlich. In Anbetracht ihrer Gesamtverantwortung für die Politik der Bundesregierung, mittlerweile bereits in der zweiten Amtsperiode, zeigt der DBfK Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel jetzt die Gelbe Karte.
Die Gelbe Karte kann als E-Card oder per Post an das Bundeskanzleramt geschickt werden. Wie der DBfK am 4. November 2010 meldete, sind seit Aktionsstart schon mehr als 10.000 Gelbe Karten allein über das Internet verschickt worden. Hinzu kämen viele Tausende von Karten auf dem Postweg. Bereits am dritten Tag nach Beginn der Aktion seien die 200.000 gedruckten Karten vergriffen gewesen und ein umfangreicher Nachdruck erforderlich. „Das zeigt, wie drängend das Problem ist, das wir aufgegriffen haben“ sagte DBfK-Referentin Johanna Knüppel.
Ergänzende Informationen:
- Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)
- Im Teufelskreis der Belastung
In der Pflege fehlen Fachkräfte, die Arbeitsverdichtung steigt. Das führt dazu, dass sich noch mehr Beschäftigte aus dem Job zurückziehen und erwerbslos melden
Von Barbara Dribbusch
TAZ 02.11.10
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