18.04.09: Europäischer Tag der Patientenrechte: Deutsche Hospiz Stiftung kritisiert tausendfache Rechteverletzung Schwerstkranker und Sterbender

18.04.09: Europäischer Tag der Patientenrechte: Deutsche Hospiz Stiftung kritisiert tausendfache Rechteverletzung Schwerstkranker und Sterbender

Zum Europäischen Tag der Patientenrechte am 18. April 2009 hat die Deutsche Hospiz Stiftung die tausendfachen Verletzungen der Rechte von Schwerstkranken und Sterbenden angeprangert und umfassende Reformen gefordert.

„Im vergangenen Jahr sind 393.000 Menschen in Deutschland ohne jegliche hospizliche Begleitung oder palliative Therapie gestorben, obwohl sie diese dringend benötigt hätten. Weder stationäre Hospize noch ambulante Hospizdienste können die bestehende Lücke füllen“, erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch in einer Presseaussendung.

Es sei daher notwendig, dass der Hospizgedanke, nämlich Selbstbestimmung und Fürsorge bis zuletzt, endlich überall dort Einzug hält, wo Menschen sterben. Und dies sei ganz überwiegend in Pflegeheimen und Krankenhäusern der Fall. „Gerade hier gehen die Angebote aber meist weit an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbei“, beklagte Brysch.

Fehlende Kapazitäten für angemessene Pflege

Um die Schwerstkranken und Sterbenden angemessen zu pflegen und die Medizin auf die Ganzheitlichkeit der Versorgung auszurichten, die geboten wäre, fehlen nach Ansicht der Deutschen Hospiz Stiftung die Kapazitäten. „Derzeit sieht es in unseren Pflegeheimen so aus: Kaum jemand hat die Zeit, den Pflegebedürftigen behutsam Nahrung zu reichen. Statt sie zur Toilette zu begleiten, bekommen sie Windeln. Und statt moderner Schmerztherapie erhalten sie Psychopharmaka“, erklärte Brysch.

Besonders Patienten mit Demenz würden vernachlässigt. Sie erhalten zum Beispiel dreimal weniger schmerzlindernde Medikamente als andere Patienten. Großer Nachholbedarf bestehe auch bei ihrer seelischen Unterstützung. Anders als etwa in Norwegen würden Therapiegärten, kulturelle Aktivitäten oder Ausflüge an der frischen Luft hierzulande nur von wenigen, spezialisierten Heimen angeboten.

„Um die Lebensqualität der Menschen in ihren letzten Jahren, Monaten und Wochen ernsthaft zu verbessern, ist ein fundamentaler Schwenk in der Gesundheitsversorgung der Betroffenen unverzichtbar“, hielt Brysch deshalb fest. „Grundvoraussetzung ist, dass die unsinnige Trennung von Pflege- und Krankenversicherung aufgehoben wird. Sie führt vor allem dazu, dass die Menschen zwischen den Systemen aufgerieben werden. Moderne Schmerzmedizin, spezialisierte Pflege und psychosoziale Begleitung müssen Hand in Hand gehen. Diese Ganzheitlichkeit muss sich in der Organisation des Gesundheitssystems widerspiegeln, wenn palliative Fürsorge zum Bestandteil der Regelversorgung werden soll“, erklärte Brysch abschließend.

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