06.04.08: Ex-Justizsenator Kusch stellt Selbsttötungsautomat vor
Mit der Präsentation eines „Selbsttötungsautomaten“ sorgte der ehemalige Hamburger Justizsenator Dr. Roger Kusch vergangene Woche erneut für Schlagzeilen. Bereits im September 2007 hatte Kusch einen ersten Prototypen in einem Altenheim präsentiert und heftige Kritik geerntet (Mehr dazu siehe unten). Nun präsentierte der Gründer des Vereins „Dr. Roger Kusch Sterbehilfe e.V.“ bei einer Pressekonferenz am 28.03.08 eine „verbesserte“ Version seines Gerätes. Damit sollen schwerkranke und sterbewillige Menschen sich selbst ein tödliches Gemisch spritzen können.
Ausgelöst wird dies per Knopfdruck, über den ein Motor in Gang gesetzt wird, der über zwei Spritzen ein Narkosemittel und eine Kaliumchloridlösung injiziert. Ein Arzt muss zuvor nur eine Kanüle legen. Laut Kusch soll die ganze Prozedur insgesamt vier Minuten dauern, wobei der Tod jedoch früher eintrete. Mit dem Gerät will der Anwalt Gesetzeslücken ausnutzen und Todkranken eine „Alternative“ zur Reise in die Schweiz zu bieten.
Medienberichten zufolge will Kusch die erste Anwendung selbst durchführen und dem ersten Sterbewilligen seinen Dienst kostenlos anbieten. Dabei soll der Vorgang gefilmt werden, da Kusch damit rechnet, danach angeklagt zu werden. Dem sehe er nach eigenem Bekunden gelassen entgegen. Er hält diese Methode für rechtskonform, da der Sterbewillige mittels Knopf die Entscheidung über Leben und Tod selbst trifft.
Kritik der Bundesärztekammer an Kuschs Sterbehilfe-Automat
Der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Dr. Frank Ulrich Montgomery, übte in einer Presseaussendung vom 28.03.08 heftige Kritik am ehemaligen Justizsenator. „Es ist unerträglich, wie dieser Mann die Ängste der Menschen vor dem Tod missbraucht, um sich selbst zu inszenieren“, so Montgomery. Das oberste Gericht der USA habe Hinrichtungen nach Kusch’s Methode gerade wegen Unmenschlichkeit gestoppt. Die Tatsache, dass Kusch dieses Verfahren jetzt propagiert, zeige seine Skrupellosigkeit.
„Um seiner Publicity wegen verkauft er sein unmenschliches Tötungsverfahren als „Akt christlicher Nächstenliebe“. Ginge es ihm wirklich um eine Verbesserung der Lage Sterbender und um ein erträgliches Sterben, würde er sich für Palliativmedizin und Hospize einsetzen, statt mit primitiven Pumpen herumzuspielen und sie zu „Tötungsautomaten“ hochzustilisieren“, so der Präsident der Hamburger Ärztekammer. Die Ärzteschaft lehne Tötungs- und Selbsttötungsphantasien à la Kusch ab. Sie tritt für humane Sterbebegleitung, ärztliche und spirituelle Betreuung und ein würdiges Sterben ein.
Auch beim Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband sorgte Kusch mit seiner Maschine für Empörung. Damit solle die Selbsttötung Schwerstkranker in geradezu zynischer Weise offensichtlich perfektioniert werden, kritisierte die Vorsitzende, Birgit Weihrauch, in einer Pressemitteilung vom 29.03.08. „Benötigt werden nicht immer wieder neue Ideen zur Realisierung einer aktiven Sterbehilfe, sondern der weitere Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung“, mahnte Weihrauch.
Ergänzende Informationen:
Pressemeldungen zu Roger Kuschs „Selbsttötungsautomat“
Ergänzend finden Sie eine Presseschau mit Meldungen zu Roger Kuschs „Selbsttötungsautomat“