10.03.07: Frankreich: 2000 Mediziner und Pfleger bekennen sich öffentlich zu aktiver Sterbehilfe
In einem offenen Brief haben sich mehr als 2.000 französische Ärzte und Pflegekräfte dazu bekannt, aktive Sterbehilfe geleistet zu haben. In dem am 08. März 2007 in Paris in der Zeitschrift „Le Nouvel Observateur“ veröffentlichten Aufruf verlangen die Unterzeichner zahlreichen Medienberichten zufolge die juristische Verfolgung von Kollegen einzustellen. Weiters fordern sie eine Reform des Gesetzes zur Sterbehilfe, angelehnt an die Regelungen in der Schweiz, den Niederlanden und Belgien, sowie mehr Geld für die Begleitung von Sterbenden.
Hintergrund des Aufrufes ist ein am Montag in Perigueux in Südwestfrankreich beginnendes Gerichtsverfahren gegen eine Ärztin und eine Krankenschwester. Sie sind wegen verbotener Sterbehilfe angeklagt. Wie die Mediziner und Pfleger in ihrem Aufruf erklären, hätten sie alle Situationen erlebt, in denen das physische und psychische Leiden von Patienten unerträglich geworden sei. Deshalb hätten sie Mittel verabreicht, um ein „zu grausames Ende“ abzukürzen. Dabei seien sie sich dessen bewusst gewesen, damit gegen das Gesetz zu verstoßen.
Bislang ist in Frankreich die aktive Sterbehilfe verboten, jedoch gibt es präzise Regelungen für Fälle, in denen eine Behandlung unheilbar Kranker beendet werden kann. Konkret dürfen Ärzte die Behandlung Sterbenskranker einstellen oder begrenzen, wenn das vom Patienten gewünscht wird. Dazu gehört auch die mögliche Ablehnung der künstlicher Ernährung.
Ergänzende Informationen:
- „Schluss mit der Heuchelei“
Porträt Denis Labayle, Französicher Arzt
„Du darfst deinen Patienten am Ende nicht im Stich lassen“, sagt Denis Labayle. Als leitender Arzt an einem Krankenhaus in Evry im Süden von Paris hat der Spezialist für Darmkrankheiten viele Menschen leiden sehen.
TAGESSPIEGEL 09.03.2007
- „Das Leiden muss eine Grenze haben“
Sterbehilfe in Frankreich
In Frankreich ist eine Diskussion über aktive Sterbehilfe entbrannt, nachdem mehr als 2000 Ärzte und Pflegekräfte öffentlich eingestanden haben, Patienten beim Sterben geholfen zu haben.
TAGESSPIEGEL 08.03.07