07.10.06: Töten aus Mitleid? Zweifacher Mord – Krankenschwester der Berliner Charité verhaftet

07.10.06: Töten aus Mitleid? Zweifacher Mord – Krankenschwester der Berliner Charité verhaftet

Eine Krankenschwester des Universitätsklinikums Charité in Berlin ist unter dem Vorwurf des zweifachen Mordes verhaftet worden. Die 54-Jährige soll auf der Intensivstation der Kardiologie zwei schwer herzkranken Patienten im Alter von 77 und 62 Jahren Mitte August und Anfang Oktober eine Überdosis eines blutdrucksenkenden Mittels verabreicht haben. In einer ersten Vernehmung habe die Beschuldigte den Vorwurf „im Kern bestätigt“. Dies berichteten die Welt unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft sowie die Tageszeitung taz in den Online-Ausgaben vom 06.10.06.

Zuvor seien den Mitarbeitern der Intensivstation Unregelmäßigkeiten beim Tod der Patienten aufgefallen. Der Tod der beiden schwerstkranken Männer sei zwar innerhalb der folgenden zwei Wochen erwartet worden, aber dann „abrupt eingetreten“, was „atypisch“ sei, sagte der Direktor des Zentrums für Innere Medizin, Gert Baumann, der Welt zufolge. Die Charité habe daraufhin am 4. Oktober die Polizei informiert, die die Krankenschwester noch am Abend festnahm. Am 05. Oktober sei sie bereits dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden, der Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen habe.

Eine der Leichen sei bereits verbrannt worden und könne daher nicht mehr obduziert werden, für die andere habe die Staatsanwaltschaft eine Obduktion angeordnet. Ein dritter Fall eines Patienten, der während des Dienstes der 54-Jährigen starb, werde noch geprüft. Seine Leiche werde derzeit untersucht. Zudem werden nach Klinikangaben im Zuge der weiteren Ermittlungen jetzt alle 134 Todesfälle auf der kardiologischen Intensivstation seit Juni 2004 überprüft, da weitere Taten nicht ausgeschlossen werden können.

Über das Tatmotiv ist offiziell bisher nichts zu erfahren gewesen. Wie die taz berichtete, arbeitete die beschuldigte Krankenschwester nach Klinikangaben seit zehn Jahren auf der Station. Klinikleiter Baumann habe die Schwester „sehr geschätzt“ und die Patienten hätten sich bei ihr „in bester Obhut gefühlt“. Er selbst wolle baldmöglichst Kontakt zu ihr aufnehmen, wenn es die Staatsanwaltschaft erlaube, und sie dazu bewegen, ein umfassendes Geständnis abzulegen.

Ergänzende Informationen:

Themenspecial vom 12.10.06: Mord an zwei Patienten der Berliner Charité: Krankenschwester nennt Tatmotiv „Mitleid“.