14.10.17: Deutsche Stiftung Patientenschutz zum Welthospiztag: Zu viele Sterbende ohne Begleitung

14.10.17: Deutsche Stiftung Patientenschutz zum Welthospiztag: Zu viele Sterbende ohne Begleitung

Welthospiztag 2017Am 14.10.17 wurde der jährliche Welthospiztag begangen. In zahlreichen Veranstaltungen machen an diesem Tag Hospiz- und Palliativeinrichtungen auf die Situation von schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen aufmerksam. Vor diesem Hintergrund kritisierte die Deutsche Stiftung Patientenschutz, dass nach wie vor zu viele sterbende Menschen ohne Begleitung sind.

„Jährlich sterben hierzulande rund 925.000 Menschen. Aber nur 30.000 Schwerstkranke haben die Chance, in einem der 236 stationären Hospize zu sterben. Hier werden sie umsorgt von spezialisierten Pflegekräften, niedergelassenen Palliativärzten und ehrenamtlichen Hospizhelfern“, erklärte der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch in einer Presseaussendung.

Rund 430.000 Patienten erleben demnach ihre letzten Tage im Krankenhaus. Auf einer Palliativstation sterben dort aber nur 17.000 Menschen. „Für 96 Prozent der Sterbenden in einer Klinik gibt es keine Gewähr, dass in den Sterbestunden eine Fachkraft zur Seite steht. Gerade zur Nachtzeit kümmert sich ein Pfleger nicht selten um mehr als 25 Patienten. Da ist eine würdevolle Begleitung nicht möglich“, so Brysch. Noch dramatischer sei die Situation für die jährlich 345.000 Sterbenden in Pflegeheimen. Denn hier ist laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz das Missverhältnis von Pflegekraft zu Bewohnern noch größer. An der Hand eines Menschen zu sterben und Hospizarbeit zu erleben, sei für die meisten Heimbewohner „Illusion“.

Deutschland braucht dringend mehr professionelle und mobile Palliativteams

„Der Gesetzgeber setzt darauf, viele Lücken durch Ehrenamtliche zu schließen. Wie das mit rund 40.000 freiwilligen Helfern möglich sein soll, sagt Bundesminister Gröhe aber nicht. Aktuell leisten sie bereits 50.000 Sterbebegleitungen im Jahr. Das ist eine wertvolle Hilfe. So werden aber nur 5,4 Prozent der Sterbenden und ihre Angehörigen erreicht“, kritisierte Brysch.

Es sei gut, dass jetzt jeder ehrenamtliche Hospizdienst je Sterbebegleitung bis zu 2.100 Euro erhalte. „Doch Bund und Länder müssen sich der Realität stellen. Denn es ist unmöglich, weitere 800.000 Ehrenamtliche aus dem Hut zu zaubern. Deshalb braucht Deutschland dringend mehr professionelle und mobile Palliativteams. In den letzten zehn Jahren ist hier ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Heute leisten diese Palliativteams knapp 50.000 Sterbebegleitungen. Doch bisher gibt es kein wirksames Konzept, jedem Sterbenden die Fürsorge zu garantieren, die er benötigt“, so der Stiftungsvorstand.

Laut Brysch gehe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass 60 Prozent der Sterbenden in einem Industrieland eine palliative Versorgung benötigen. In den Koalitionsverhandlungen werde es darauf ankommen, die palliative und hospizliche Versorgung für jährlich eine halbe Millionen sterbende Menschen zu sichern. „Ein verbindlicher Fahrplan für die nächsten zehn Jahre ist notwendig. Der Welthospiztag darf nicht nur Leistungsschau des Erreichten sein“, so Brysch abschließend.

Ergänzende Informationen:

Infos zum Welthospiztag beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V. (DHPV)

Zur Themenrubrik Hospiz- und Palliativversorgung

Nach oben