Sterbehilfe mit Organspende

24.01.23: Studie: Kanada ist weltweit führend in der Organspende nach Sterbehilfe

24.01.23: Studie: Kanada ist weltweit führend in der Organspende nach Sterbehilfe

Seit einigen Jahren wird in verschiedenen Ländern, die die Sterbehilfe legalisiert haben, die Sterbehilfe mit einer anschließenden Organentnahme kombiniert. Das Onlineportal Bioedge.org berichtete am 24.01.23 über eine im September 2022 veröffentlichte Amerikanische Studie mit Untersuchungen zu konkreten Zahlen dieser umstrittenen Praxis. Demnach hat Kanada 2016 die Sterbehilfe legalisiert, lange nach Belgien und den Niederlanden, aber ist bereits weltweit führend bei der Organspende nach Sterbehilfe.

Eine im American Journal of Transplantation veröffentlichte Untersuchung der weltweiten Praxis ergab, dass bis 2021 in Kanada, den Niederlanden, Spanien und Belgien 286 mal eine Organspende nach Sterbehilfe (organ donation after euthanasia = ODE) durchgeführt wurde. Darunter waren acht Fälle von ODE von zu Hause aus (ODEH). In Kanada gab es 136 Fälle, in den Niederlanden 86, in Belgien 57 und in Spanien sieben. Insgesamt wurden 1131 Organe für 837 Empfängerpatienten gespendet.

In diesen Zahlen sind die Jahre 2020 und 2021 enthalten, in denen die Zahl der Organtransplantationen aufgrund von Covid zurückging. Es sei also zu erwarten, dass die Zahlen für 2022 und 2023 steigen werden, vielleicht sogar drastisch, schreibt Michael Cook von Bioedge.

Regierungen offenbar nicht begeistert über die Entwicklung

Auch wenn Organspende nach Sterbehilfe in diesen Ländern legal ist, scheinen die Regierungen nicht begeistert zu sein. „Die geltenden Gesetze verbieten die ODE nicht, erwähnen die Möglichkeit aber auch nicht, und die Aufsichtsbehörden geben nur verhaltene Erklärungen ab, wie z. B. ‚Die freiwillige Beendigung des Lebens durch Euthanasie schließt Organ- und Gewebespenden nicht unbedingt aus‘. Oder für die ODEH: „Der Ausschuss hält das Verfahren grundsätzlich für einen gangbaren Weg, sofern es eine sorgfältige Todesfeststellung nicht behindert.“

Viele Organisationen, die sich für das Recht auf Sterbehilfe einsetzen, Patientenlobbygruppen, einzelne Patienten und Organisationen, die Organe verteilen, sprechen sich jedoch offen dafür aus.

Der Autor betont, es sei wichtig, die Organspende nach der Euthanasie von der Sterbehilfe durch Organspende zu unterscheiden, die ein Tötungsdelikt wäre.

Arthur Schafer, Ethiker an der Universität von Manitoba, erklärte gegenüber dem Sender Voice of America (VOA), er sei erfreut, dass Kanada eine Vorreiterrolle einnehme. „Ich war ziemlich stolz zu erfahren, dass kanadische Patienten, die medizinische Sterbehilfe erhalten, die Möglichkeit haben, aus ihrem Tod etwas moralisch Bedeutsames zu machen, indem sie sich dafür entscheiden, anderen Patienten durch ihre Organe Leben zu schenken.“

Nicole Scheidl von der in Ottawa ansässigen Organisation Physicians for Life erklärte hingegen dem Bericht zufolge, sie sei schockiert über die Zahlen. „Das untergräbt wirklich den Rahmen für Organspenden in diesem Land.“

Weitere Informationen:

Canada leads the world in organ donation euthanasia
Bioedge.org 24.01.23

Practice and challenges for organ donation after medical assistance in dying: A scoping review including the results of the first international roundtable in 2021
American Journal of Transplantation Volume22, Issue12, December 2022
First published 13. September 2022

» Themenrubrik Organspende nach Sterbehilfe oder Suizidbeihilfe

» Zurück zu Aktuelles 2023