12.05.21: Fachverbände zum Tag der Pflege: Rahmenbedingungen für die Pflege verbessern
Am 12. Mai ist der jährliche Tag der Pflege. Aus diesem Anlaß fordert der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) eine deutlich höhere Wertschätzung des Pflegeberufs, eine Reform der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Pflege sowie eine verbesserte palliativpflegerische Versorgung in Pflegeeinrichtungen.
Durch den demografischen Wandel werden zukünftig immer mehr Menschen von Pflegebedürftigkeit und der Notwendigkeit der Unterbringung in Pflegeeinrichtungen betroffen sein. „Die Corona-Pandemie hat noch einmal sehr deutlich gezeigt, welchen hohen Stellenwert die pflegenden Berufe haben. Um die nach wie vor schlechten Rahmenbedingungen für die Pflege vor allem in stationären Pflegeeinrichtungen nachhaltig zu verbessern, ist eine umfassende Gesamtkonzeption notwendig“, erklärte Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV in einer Presseaussendung vom 11.05.21.
Eine entsprechende Reform der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müsse neben der spürbaren finanziellen Entlastung für die betroffenen Pflegebedürftigen und ihre Familien sicherstellen, dass mehr Menschen einen Pflegeberuf ergreifen. „Hier bedarf es vor allem eines gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Wertschätzung dieses Berufsbildes, was sich unter anderem in einem angemessenen Entgelt und besseren Arbeitsbedingungen – etwa der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – widerspiegeln muss“, so Hardinghaus.
Höhere Wertschätzung der Pflegenden und bessere Rahmenbedingungen für die Pflege notwendig
Der Arbeitsalltag in stationären Einrichtungen ist durch strenge Zeitvorgaben bestimmt. Dadurch trete das Wohlergehen der zu pflegenden Menschen aus Zeitgründen häufig in den Hintergrund. Damit die Pflegefachkräfte die notwendige Zeit haben, um zwischenmenschliche Aspekte in die Betreuung einfließen zu lassen, sei eine entsprechende Finanzierung der einzelnen Pflegeleistung notwendig.
„Personalmangel und Zeitnot lassen im Moment schon die grundlegende Pflege an ihre Grenzen stoßen, eine kontinuierliche palliativpflegerische Versorgung ist noch schwieriger“, so der Palliativmediziner Hardinghaus. „Damit diese aber in den Pflegeeinrichtungen sichergestellt werden kann, braucht es rechtliche Vorgaben zur Anzahl entsprechend qualifizierter Fachkräfte – Stichwort Fachkraftquote.“
Der DHPV fordert eine höhere Wertschätzung der Pflegenden und bessere Rahmenbedingungen für die Pflege. Nur wenn beide Aspekte in eine Gesamtkonzeption einfließen, könne die Attraktivität des Pflegeberufes insgesamt verbessert werden. Das wiederum motiviere mehr Menschen, im Pflegeberuf tätig zu werden.
„Das ist auch vor dem Hintergrund der Diskussionen um Suizidbeihilfe von enormer Bedeutung“, so Hardinghaus. „Denn nur so kommen wir zu einer gelebten Solidarität mit pflegebedürftigen Menschen und können wirkungsvoll verhindern, dass diese Menschen über einen assistierten Suizid nachdenken oder diesen gar umzusetzen wünschen.“
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland.
Offener Brief von Pflegevachverbänden: Jetzt handeln, damit pflegerische Versorgung auch morgen noch sicher ist
Zum Tag der Pflegenden am 12.05.21 haben der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Deutsche Pflegerat (DPR), die Bundespflegekammer und das Pflegebündnis Mittelbaden auf Initiative des Vereins Pflege in Bewegung e.V. einen offenen Brief an Gesundheitsminister Spahn gerichtet. Darin fordern sie jetzt ein Einstiegsgrundgehalt von 4.000 Euro brutto für Pflegefachpersonen festzusetzen, damit die pflegerische Versorgung auch in Zukunft sichergestellt werden kann.
„Wir fordern Gesundheitsminister Spahn gemeinsam auf, jetzt spürbare Verbesserungen für die Pflegefachpersonen auf den Weg zu bringen, da die pflegerische Versorgung in unserem Land sonst zukünftig nicht zu halten ist“, erläutert DBfK-Präsidentin Christel Bienstein den Vorstoß der Initiative in einer Presseaussendung vom selben Tag.
„In der Pandemie ist nun wirklich allen deutlich vor Augen geführt worden, was Pflege bewirkt und was passiert, wenn keine ausreichende pflegerische Versorgung mehr möglich ist. Wir müssen dringend mehr gut ausgebildete Pflegefachpersonen gewinnen, damit die Personalsituation in allen pflegerischen Settings endlich besser wird“, so Bienstein. Dafür sei eine wissenschaftlich gestützte Personalbemessung notwendig.
„Wenn man aber den damit festgestellten Mangel beheben will, müssen die Rahmenbedingungen für diesen anspruchsvollen Beruf verbessert werden. Ein Gehalt, das konkurrenzfähig ist und sich an Qualifikation, Können, Wissen, Verantwortung, psychischer und physischer Belastung orientiert, ist dafür unabdingbar“, so Bienstein weiter. Die UnterzeichnerInnen beziehen sich auf Untersuchungen der Duisburger Soziologin Prof. Ute Klammer, der zufolge die beruflichen Anforderungen an Pflegefachpersonen mit denen an IngenieurInnen vergleichbar seien.
Düstere Zukunft der Gesundheitsversorgung
In dem Brief werden neben dem Einstiegsgrundgehalt von 4.000 Euro auch Reformen der Gesetze gefordert, die einer Refinanzierung der Gehaltskosten entgegenstehen. Außerdem fordert das Bündnis, dass die Kosten nicht zulasten derjenigen gehen dürfen, die Pflegebedarf haben. „Die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung steht und fällt mit den Berufsbedingungen für die größte Berufsgruppe in unserem Gesundheitssystem“, mahnte Bienstein.
„Wenn wir weiterhin Pflegefachpersonen verlieren, ihre berechtigten Forderungen ignorieren, ihre Expertise nicht nutzen und ausbauen, sieht die Zukunft der Gesundheitsversorgung alles andere als rosig aus. Die Erhöhung der Gehälter ist dabei ein notwendiger Schritt und sie darf nicht zu einer noch stärkeren finanziellen Belastung der Menschen mit Pflegebedarf führen, sondern muss solidarisch finanziert werden“, so die DBfK-Präsidentin.
Ergänzende Informationen:
Themenrubrik Menschenwürdige Pflege, Pflegeheim-Missstände und Pflegereform