05.07.17: Veranstaltungstipp für 23.09.17: „Zwischen Planungssicherheit und Sorgegesprächen – Nachdenken über Vorsorgeprogramme in der Alten- und Behindertenhilfe“
Zeit und Ort: 23.09.2017, 10.00 – 18.30 Uhr in der Katholischen Hochschule (KatHO) Nordrhein-Westfalen in Münster
Gemeinsame Veranstaltung von:
Biopolitisches Forum BioSkop e.V., Essen | Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik – IFF Wien | Hospiz-Stiftung OMEGA Bocholt e.V.
In Kooperation mit: Kath. Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung, Münster
Zum Programm:
Mit Paragraph 132g SGB V, eingeführt im neuen Hospiz- und Palliativgesetz (HPG), ist die Beratung zur „Gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase“ eine bezahlte Leistung der Krankenkassen geworden, die in möglichst vielen Institutionen der Alten- und Behindertenhilfe angeboten werden soll.
Kernelemente eines derzeit viel diskutierten Programms sind: Aktiv aufsuchende Gesprächsangebote durch zertifizierte BeraterInnen für Patientenverfügungen, die (regional) einheitlich dokumentiert, archiviert und weitergeleitet werden.
Konzepte wie „Behandlung im Voraus planen“ beinhalten weitere Formulare für die hausärztliche Notfallversorgung sowie eine „Vertreterverfügung“, die gesetzliche BetreuerInnen stellvertretend für nichteinwilligungsfähige BewohnerInnen schreiben sollen. Solche Planungen erscheinen zunächst attraktiv, um eine individuelle, möglichst selbstbestimmte Betreuung in gesundheitlichen oder lebensbedrohlichen Krisen sicherzustellen.
Sie versprechen auch, die Probleme der Über,- Fehl- und Unterversorgung zu vermeiden. Sie sind ein Reflex auf sozio-kulturelle Entwicklungen in modernen Gesellschaften und auf die psychischen und sozialen Herausforderungen, die Pflegebedürftigkeit und Lebensende mit sich bringen.
Mit der Veranstaltung möchten wir diese Denkgewohnheiten und Angebote hinterfragen. Statt „einfache“ Antworten auf tatsächlich vorhandene Versorgungsprobleme zu geben, steht daher zunächst die Diagnose der Versorgungsstrukturen und -kulturen in den Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe auf der Agenda, mit Analysen und Erfahrungsberichten.
Erfahrungen mit bereits vorhandenen Planungsinstrumenten wie Patientenverfügungen gibt es bereits seit Jahren. Eine Diagnose der Vorsorgepraktiken darf sich nicht nur darauf beschränken, ob solche Behandlungsanweisungen oder Wünsche konkret genug sind und ihnen gefolgt wird.
Zu diskutieren ist auch, wie der Diskurs und die Praxis der bereits bekannten „Vorsorgeplanung“ und die neuen Modelle des „Advance Care Planning“ im beruflichen Alltag die sozialen Beziehungen zwischen den zu begleitenden Menschen, Betreuungspersonal und Angehörigen prägen.
Deshalb möchten wir dem Erfahrungsaustausch über die Wirkungen in der Betreuungspraxis und im Gespräch mit theoretisch arbeitenden ExpertInnen Raum geben, um die sozialen, kulturellen und politischen Dimensionen von ACP-Programmen besser zu verstehen.
Besonders die öffentlichen Debatten über Alter und Pfl egebedürftigkeit sind sehr oft auf medizinische Behandlungsentscheidungen verengt. Einen erweiterten Blick darauf, was unter einer Kultur der Sorge verstanden werden kann, bietet die bildende Kunst, die auch an vergessene oder vergangene Sorgebeziehungen erinnern kann. Welche Alternativen sind heute möglich und machbar, in den Einrichtungen und im Gemeinwesen, um das Leben im Alter und bei hohem Unterstützungsbedarf für alle Beteiligten gut zu gestalten und zu begleiten?