13.05.10: Internationaler Tag der Pflegenden am 12. Mai: Neueste Zahlen offenbaren prekäre Situation bei Pflegenden

Am 12. Mai wird alljährlich der Internationale Tag der Pflegenden begangen, an dem die Arbeit von Pflegekräften gewürdigt wird. Der Gedenktag geht zurück auf den Geburtstag von Florence Nightingales (1820 bis 1910), Pionierin der professionellen Pflege. Das diesjährige Motto lautete „Unsere Kompetenz – Ihre Gesundheit: Professionelle Pflege – Garant fuer Langzeitpflege“ und widmete sich dem Bereich „chronische Erkrankungen“.

Anlässlich des Gedenktages hat das Statistische Bundesamt neueste Zahlen zum Berufsfeld der Pfleger vorgelegt. Im Jahr 2008 arbeiteten demnach 774.000 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger in Deutschland. Sie stellen damit die mit Abstand größte Berufsgruppe von den insgesamt 4,6 Millionen Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen dar.

Wie das Amt in einer Pressemitteilung weiter ausführte, arbeiteten 2008 rund zwei Drittel, d.h. 66,3 Prozent der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger – ohne Hebammen und Entbindungspfleger sowie Krankenpflegehelferinnen und -helfer – in Krankenhäusern, 13,8 Prozent in der ambulanten und 8,6 Prozent in der (teil-)stationären Pflege. Zwischen 2000 und 2008 blieb ihre Beschäftigtenzahl im Krankenhausbereich mit einer geringen Steigerung von 0,9 Prozent fast konstant. In ambulanten Pflegeeinrichtungen stieg sie dagegen um 35.000 beziehungsweise 48,8 Prozent und in (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen um 13.000 beziehungsweise 24,8 Prozent an. Ein Großteil der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger sind teilzeit- oder geringfügig beschäftigt. Im Jahr 2008 waren es 43,9 Prozent.

Große Arbeitsflexibilität gefordert mit arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen und Stress

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung muss zu allen Tages- und Nachtzeiten sichergestellt sein. Daher wird von Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern große Arbeitsflexibilität verlangt. Sie waren den Statistikern zufolge besonders stark von ständiger, regelmäßiger oder gelegentlicher Samstagsarbeit, Sonn- und/oder Feiertagsarbeit, Abendarbeit und Nachtarbeit betroffen.

Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger leiden zudem besonders häufig unter arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen und Stress: Im Jahr 2007 gaben 16,0 Prozent von ihnen an, dass sie innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens ein arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem hatten. Gelenk-, Knochen- oder Muskelbeschwerden und zwar insbesondere im Rückenbereich wurden als Hauptbeschwerden genannt. Zudem leidet das Wohlbefinden von Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern im besonderen Ausmaß durch schwierige Körperhaltungen, Bewegungsabläufe oder Hantieren mit schweren Lasten (34,7 Prozent), sowie Zeitdruck und Arbeitsüberlastung (33,2 Prozent).

Überlastung pflegender Angehöriger in der häuslichen Pflege

Eine Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), die anlässlich des internationalen Tages der Pflegenden durchgeführt wurde, lieferte für die häusliche Pflege von Angehörigen interessante, aber wenig erfreuliche Zahlen. Befragt wurden 250 Bundesbürger, die sich um einen chronisch kranken Angehörigen oder Lebenspartner kümmern. Demnach machen sich sechs von zehn Frauen Sorgen, dass Familie, Kinder und der Job zu kurz kommen, weil die Pflege mit einem großen Aufwand verbunden ist. Männer fühlen sich dagegen vor allem fachlich überfordert. Jeder zweite hat Angst, in der Betreuung etwas falsch zu machen und den chronisch Kranken schlecht zu versorgen.

Vor allem Bundesbürger zwischen 36 und 50 Jahren leiden laut Studie unter der Last der Pflege. Fast zwei Drittel der Befragten klagten über Stress aufgrund von Zeitmangel. Stärker als andere Altersgruppen fühlten sie sich überlastet. Besonders betroffen seien dabei Familien. Die Kombination von Kindererziehung und Betreuung eines kranken Angehörigen stelle für sie eine große Herausforderung dar. Die Last tragen dabei immer noch überwiegend Frauen. „Sie übernehmen in drei von vier Fällen die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger“, sagte Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. „Eine Bürde, die in den vergangen Jahren noch gewachsen ist, da zunehmend Frauen gleichzeitig Kinder erziehen und einer Berufstätigkeit nachgehen.“

Die physische und psychische Belastung der Pflege führe zu Erschöpfung und mache die Betreuenden häufig selbst krank. Symptome wie Stimmungstiefs, Burnout, Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Kopfschmerzen seien gerade bei Pflegenden besonders verbreitet. Entsprechend groß ist das Bedürfnis nach einer besseren Unterstützung bei der Betreuung, zum Beispiel durch einen ambulanten Pflegedienst. Knapp sechs von zehn Befragten wünschen sich eine professionelle Hilfe, die für Entlastung sorgt. Mehr als die Hälfte legt außerdem Wert auf mehr Beratung und Unterstützung bei den finanziellen Belastungen. Vor allem Männern geht es darum, die medizinisch-pflegerische Versorgung zu verbessern.

Grüne fordern Maßnahmen gegen Pflegenotstand

Die Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Elisabeth Scharfenberg, hat anlässlich des Gedenktages auf den anhaltenden Pflegenotstand aufmerksam gemacht und dringend erforderliche Maßnahmen angemahnt. „Der Pflegenotstand steht uns nicht bevor, wir stecken bereits mittendrin. Massenhaft unbesetzte Stellen für Pflegekräfte, Abbau statt Aufbau von Ausbildungsplätzen, hunderttausende frustrierter und überlasteter Pflegekräfte in Kliniken, Pflegeheimen und -diensten: Das ist die Realität eines Berufes, der zu 80 Prozent von Frauen ausgeübt wird“, erklärte Scharfenberg in einer Presseaussendung am 11. Mai 2010.

Schwarz-Gelb müsse endlich seinen „pflegepolitischen Tiefschlaf beenden“ und Maßnahmen ergreifen, um die Attraktivität und das Ansehen der Pflegeberufe zu steigern. „Wir werden künftig einen höheren Bedarf an Pflegekräften haben, denn der demographische Wandel holt uns gnadenlos ein. Wir müssen uns heute um die menschenwürdige Versorgung von morgen kümmern“, warnte die Grünenabgeordnete.

Es sei „ungeheuerlich“, dass FDP-Wirtschaftsminister Brüderle den im März mühsam verhandelten Pflege-Mindestlohn Medienberichten zufolge wieder blockieren will. „Der Mindestlohn ist ein wichtiger Baustein, um Dumping-Löhnen in der Pflege Einhalt zu gebieten und den Pflegeberuf attraktiver zu machen. CDU/CSU und FDP müssen die angekündigte Pflegeausbildungsreform anpacken“, forderte Scharfenberg.

Ergänzend forderte sie, endlich ein verbindliches System zur Personalbemessung zu schaffen, „damit Schluss ist mit der personellen Unterbesetzung in Kliniken, Einrichtungen und Diensten“. Die dafür nötigen Investitionen lohnen sich ihrer Meinung nach. „Pflege ist ein Jobmotor wie kaum eine andere Branche. Wir müssen endlich Farbe bekennen: Was ist uns eine gute Pflege wert? Jetzt heißt es nicht nur reden, sondern handeln, denn Pflege geht uns alle an“, erklärte Scharfenberg.

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